Viele Ideen und ein großer Spaß

Elke Schnell ist Nachbarin des Christoph-Blumhardt-Hauses, hat zu Ostern eine wundervolle Dekoration präsentiert und erläutert in einem informativen Text die Hintergründe.

Von der Corona-Pandemie wissen wir, dass man sich anstecken kann. Es ist nun 40 Jahre her, dass ich mich auch „angesteckt“ habe – aber in positivem Sinn – bei einem Oster-Eier-Markt in Heidelberg im Jahr 1983. Etwa 100 Künstler aus verschiedenen Ländern arbeiteten hier an ihren kleinen Kunstwerken, und man konnte ihnen zuschauen. Sie beantworteten alle meine Fragen, und ich war begeistert. So viel Handwerks-Kunst hatte ich noch nie gesehen! Die Vielfalt der Techniken hat mich fasziniert.

Besonders erfreulich sind bei diesem Kunsthandwerk die geringen Material-Kosten. Ein paar wunderschöne Eier habe ich auch gekauft. Wie man mir sagte, würde man auch in Deutschland seit 1950 wieder vermehrt Eier verzieren, obwohl viele alte Bräuche rund um Ostern leider in Vergessenheit geraten sind.

Für uns Christen ist Ostern das höchste Fest. Die an Ostern verschenkten Eier werden gedeutet als Symbol der Auferstehung Christi, der die Grabeshülle sprengte wie das Küken die Schale. Die Farben, Formen oder Ornamente auf den Eiern symbolisieren je nach Brauchtum: Liebe, Glück, Erfolg usw. Besonders auf Eiern mit einem Spruch – oft in „alt-deutscher“ Schrift – überbringt man dem Empfänger die besten Wünsche oder übermittelt die Freude der Oster-Botschaft.

Zuhause ging es gleich an die Arbeit, und unsere Töchter machten begeistert mit – zumal gerade Ostern vor der Tür stand. Unser Speiseplan wurde nun sehr cholesterinreich.  Da ich keine Begabung habe im künstlerischen Malen, arbeitete ich an „technischen“ Eiern. Die Stecknadelkopf-Mal-Technik ist z. B. so einfach, dass auch Kinder viel Freude daran haben können. Das Löcher-Bohren war spannend, aber auch frustrierend, wenn kurz vor der Vollendung alles zu Bruch geht. Aber wir hatten viele Ideen und verwirklichten sie auch. Bei Bauern oder durch Beziehungen kauften wir Eier von Enten, Gänsen, Puten, Zwerghühnern oder sogar Schwänen. Tauben-Eier wurden mir von Nachbarn geschenkt. Im Lauf der Zeit steigerten sich meine Künste, und ich sammelte viel, was mit Ostern zu tun hatte. In zwei Jahrzehnten verschenkte ich mehrere hundert Oster-Eier an liebe Menschen. Auch hatte ich einen Bastel-Raum ein-gerichtet, wo rund ums Jahr gearbeitet werden konnte – immer, wenn jemand Lust und Zeit hatte.

Gegen Ende der 1980er-Jahre wurde in Eberbach zu einer „Oster-Ausstellung“ aufgerufen, um zu testen, ob bei der Bevölkerung Interesse an einem Oster-Eier-Markt für das nächste Jahr bestünde. Ich erklärte mich bereit, daran teilzunehmen, weil ich genug eigene Eier, ausgefallene Künstler-Eier und Deko-Material besaß. Es wurde ein großer Erfolg, sodass tatsächlich im folgenden Jahr ein Oster-Eier-Markt stattfand – bei dem die ältere Tochter, eine Freundin und ich mitmachen durften. Die Bedingung war, dass wir in unseren Techniken an Ort und Stelle arbeiteten und Fragen der Besucher beantworteten. Den Eier-Verkauf machte man nebenbei. Kinder wurden auf den Schoß genommen und konnten nach Anleitung „ihre“ Eier malen. Das war ein großer Spaß. So waren wir auch bei den folgenden Oster-Eier-Märkten mit dabei. Ebenso habe ich in unserem Heimatort Schönau bei Heidelberg zweimal eine große Oster-Ausstellung in der Sparkasse ausgerichtet.

Von meinen Einnahmen beim Verkauf der Eier habe ich keine Brötchen gekauft, sondern ausgefallene Kunstwerke erworben. So besitze ich nun eine wunderbare Eier-Sammlung mit verschiedenen „Techniken“ – geordnet und beschriftet in „Setzkästen“ aus ehemaligen Druckereien. Auch besitze ich eine Natur-Eier Sammlung – sogar mit einem Python-Schlangen-Ei (aus den USA) –, eine Oster-Postkarten-Sammlung mit Karten, die um 1900 verschickt wurden, und z. T. aus der eigenen Familie stammen.

Nun hat Eberbach eine Partnerstadt in den USA, Ephrata in Pennsylvanien. Dort existiert eine große „Künstler-Kolonie“, die rund ums Jahr die schönsten Kunstwerke produziert und verkauft. Dorthin wurden wir eingeladen im Jahr 1993 und 1995, um „Easter-Egg-Markets“ zu gestalten. Die Reise habe ich voll und ganz finanziert aus meinem Eier-Verkauf. Das waren großartige Erlebnisse für mich! Die amerikanischen Freunde richteten für unsere Gruppe tolle Rahmen-Programme aus, sodass wir den Nord-Osten der USA – inkl. New York City und Florida kennenlernen durften.

Seit 1998 sind mein Mann und ich im verdienten „Alters-Unruhestand“, und ich habe die Eier-Produktion bis auf ein Minimum eingestellt. Doch mir wird es immer warm ums Herz, wenn ich in meinem kleinen Büro die Eier-Sammlungen an den Wänden betrachte.

Ein sehenswertes Ostereier-Museum gibt es in Sonnenbühl-Erpfingen auf der Schwäbischen Alb: ostereimuseum.sonnenbuehl.de

Elke Schnell, Königsfeld – April 2023